„Wenn ich wegziehe, muss ich die Feuerwehr verlassen – und das ist keine Option“

Bei der Freiwilligen Feuerwehr Winterhude findet Kim nicht nur ihre Leidenschaft, sondern auch Freunde fürs Leben – und würde dafür nicht ihren Stadtteil Barmbek-Süd verlassen. 

Es ist früher Abend, als der Melder piept. Kim schlüpft in die Schuhe, das Fahrrad steht bereit, ihr Atem geht schnell. Nur 13 Minuten darf sie brauchen, bis sie umgezogen in der Wache der freiwilligen Feuerwehr Winterhude steht. Die Angst beim Einsatz etwas falsch zu machen ist da, aber es ist nur ihr Kopf, der ihr Streiche spielt. Denn ihre Hände wissen genau, was sie tun. An ihren ersten Einsatz erinnert Kim sich noch genau: „Ich war super nervös, aber es war toll, das, was ich gelernt hab, anzuwenden und zu helfen“, sagt sie. Ihre Augen leuchten dabei.     

Mit zehn Jahren fing Kim bei der Jugendfeuerwehr in ihrem Dorf an. Anpacken lag ihr schon immer mehr als nur danebenzustehen. Obwohl es in ihrer Familie eine eher traditionelle Rollenverteilung gab, bekam sie immer Raum, Dinge auszuprobieren. Während die anderen Mädchen lieber zum Reiten oder Tanzen gingen, bohrte sie mit ihrem Papa Löcher in die Wand und tobte draußen mit den Jungs. Und wenn es darum ging, dass sie als Mädchen etwas nicht kann, dachte sie nur: „Klar kann ich das.“ Wer Kim kennt, weiß, dieser Satz beschreibt perfekt ihre hilfsbereite und starke Art. Trotzdem wollte sie nicht zur Berufsfeuerwehr gehen, weil ihr das Kreative gefehlt hat. Also suchte sie nach einem Volontariat im Journalismus – und das führte sie nach Hamburg. 

Ohne Barmbek keine Feuerwehr – ohne Feuerwehr keine Kim

Sie fand eine Wohnung in Barmbek-Süd – eher Zufall als Strategie und ging dort zur freiwilligen Feuerwehr. Heute ist das Viertel ihr Mittelpunkt. Nicht nur, weil sie sich dort wohlfühlt, sondern weil ihr Wohnort entscheidet, ob sie ihr Hobby ausüben kann oder nicht. Würde sie ein paar Minuten weiter weg von der Wache wohnen, könnte sie nicht rechtzeitig ausrücken. „Dann müsste ich aufhören“, sagt sie knallhart. Im Gespräch spricht Kim ruhig, aber bestimmt. Sie sagt, was sie denkt, ohne unnötige Schmeichelei. Wenn sie von ihren Einsätzen erzählt, strahlt sie. Man merkt ihr die Liebe zum Adrenalin richtig an.     

Bei der Feuerwehr sind die Einsätze unberechenbar. Mal passiert tagelang nichts, dann brennt im Sommer plötzlich jede zweite Mülltonne im Stadtpark. Über 400 Einsätze im Jahr hat ihre Wache – genug, damit Routine entsteht, aber nie so viel, dass die Nervosität ganz verschwindet. „Manchmal kommt das Privatleben zu kurz“, sagt Kim. Es ist ein zeitintensives Hobby, was sie aber nicht missen will. Sie liebt es, Menschen zu helfen. Sie bleibt ruhig, wenn andere panisch sind, weil sie weiß, was sie tut. Zwischen den langen Schichten, Übungen und spontanen Treffen auf der Wache entstehen Freundschaften, die Kim unglaublich schätzt. Zusammen lachen, zusammen schwitzen – der Teamgeist ist für sie genauso wichtig wie jede erfolgreiche Schicht.  

Und obwohl Kim nicht in Hamburg aufgewachsen ist, antwortet sie auf die Frage, wo sie herkommt, ganz selbstverständlich: „Ich wohne in Hamburg.“ Schließlich sei zuhause da, wo die Menschen sind, die sie gern hat, fügt sie mit einem Augenzwinkern hinzu.  

Margarita Popova

Margarita Popova

Margarita liebt echte Geschichten und starke Bilder. Wenn sie nicht gerade Porträts schreibt, steht sie am liebsten vor der Kamera oder entwickelt Inhalte für Social Media – neugierig, direkt und mit Sinn fürs Detail.

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