Johanna Kuntoff Johanna lebt irgendwo zwischen Fernweh und hanseatischer Verbundenheit. Hamburg ist für sie eine vertraute Umarmung und gleichzeitig das Sprungbrett in die Welt.
Johanna Kuntoff, 27, „Women of Hamburg“-Redakteurin
Egal, wo auf der Welt ich bin – ob Iced-Coffee-schlürfend in einem Café in Sydney, auf einem kleinen Street-Food-Markt irgendwo in Bangkok oder in einer Weinbar in Paris – früher oder später frage ich mich jedes Mal: Wie wäre es wohl, hier zu leben? Manchmal schaue ich sogar schon nach Wohnungen, male mir aus, wie mein Leben hier aussehen könnte, wie es wäre, meine Instagram-Bio mit „based in Sydney“ zu schmücken. Fühlt sich aufregend an – und gleichzeitig irgendwie falsch.
Ich liebe das Unterwegssein, dieses Kribbeln vor einer langen Reise, das Gefühl irgendwo zwischen Vorfreude und Abschied. Manchmal denke ich: Das ist mein absolutes Lieblingsgefühl. Zuhause ist schließlich da, wo mein 70-Liter-Backpack und mein Boyfriend sind. Und trotzdem: Kaum bin ich irgendwo angekommen, ertappe ich mich jedes Mal wieder bei derselben Angewohnheit. Ich öffne Google Maps und suche einen ganz bestimmten Ort: Hamburg. Einfach so. Nur, um zu sehen, wie weit mein Zuhause eigentlich weg ist.
Based in Hamburg, für immer
Und obwohl mich die Ferne lockt, merke ich immer wieder: meine Base, mein – nennt mich ruhig kitschig – Anker, ist hier. Hier, in Hamburg. Wo Regen nach zuhause riecht. Wo die Möwen lauter als Gedanken sind, wo dich keiner komisch anschaut, wenn du in Glitzerhose zum Bäcker gehst. Wo ich weiß, an welchem Alsterufer das Abendlicht am schönsten ist. Wo meine beste Freundin nur die Straße runter wohnt, und wo Fährefahren so selbstverständlich ist wie Busfahren.
Hamburg ist mein sicherer Hafen. Klingt nach einem Spruch auf einer grässlich illustrierten, maritimen Postkarte. Aber wisst ihr was? Ich liebe diese hanseatische Einstellung. Hamburg wartet auf einen. Immer. Und vielleicht ist es genau das, was Verwurzeltsein bedeutet: losgehen können, weil man weiß, wohin man zurückkehrt.
Und so ist es jedes Mal dasselbe: Sobald ich nach einem Trip wieder nach Hamburg zurückkomme – aus dem Flugzeug die Elbe entdecke oder auf der Autobahn am roten Hamburg-Schild vorbeidüse – überkommt mich dieses kleine, unbeschreibliche Glücksgefühl: endlich wieder zuhause zu sein.